Die YOGA - EMMA
Story |
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Also dann, viel Spaß beim Lesen der YOGA / EMMA Story |
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Herbst ’89 - Zeit der Wende … Nachdem Silke und Meikel von uns gingen, suchten wir krampfhaft einen neuen Sänger. Mit dem Nordhäuser Udo „Spange“ Spangenberg fanden wir einen guten Mann, der uns vorübergehend aus der Patsche half. Die Band bestand jetzt aus „Spange“ (Gesang und Gitarre), Jörg „Jögi“ Meyer (Bass), Mario Müller (Drums), Frank Ullrich (Keyboard), Bernd Scholz (Technik) und meiner Wenigkeit (Gitarre). Das war zur Zeit der Wende im Herbst ’89. Eine wirre Zeit, die alles durcheinanderbrachte was wir uns aufgebaut hatten. Fast alle Konzerte wurden abgesagt. Die Veranstalter hatten offensichtlich keine Lust aufs Feiern. Das Publikum auch nicht. Die neuen Länder galt es zu erforschen. Für uns sehr ärgerlich, da der Terminkalender bis hierher ordentlich gefüllt war. Auch in der Band krieselte es. Jögi war der erste Aussteiger und bereitete uns unglaubliches Kopfzerbrechen. Da ihm fast die gesamte Tonanlage gehörte, mussten Bernd, Frank und ich unsere gesamten Ersparnisse zusammenkratzen und ihm den Stuff abkaufen. Das war nicht billig! Schließlich waren wir als YOGA eine ‚Sonderstufenband’ (!) und diesen Titel erhielt man in der DDR nicht nur für sehr gute Musikalität sondern auch für eine hohe Soundqualität! Dafür musste man in regelmäßigen Abständen vor einer kompetenten Fachjury Prüfungen – sogenannte Einstufungen – absolvieren. Das war vielleicht ein Sch…! Wenn man einen schlechten Tag hatte, wurde man kurzerhand zurückgestuft, in beispielsweise ‚Oberstufe’ oder noch schlimmer „Mittelstufe“ und dann haben einen die Veranstalter einfach nicht mehr gebucht. Da geht es uns Musikern heute doch wirklich besser - oder? Heute kann wirklich jeder …. auf die Bühne. Aber genug mit diesem Nostalgiegeplänkel. Jedenfalls war Jögi raus und wir brauchten dringend ’nen neuen Bassisten. Da kam unser Mattze ins Spiel. Der spielte seinerzeit in der Schülerband „Dirty Sound“ Gitarre. Ich lernte ihn mal auf einer Jugendtanzveranstaltung (auch so’n lustiger DDR Begriff) kennen. Also sprach ich ihn, 5 Minuten vor unserem ersten Probetermin ohne Jögi, auf der Straße an (er war natürlich rein zufällig dort vorbeigekommen!): „Kannst du eigentlich auch Bass spielen?“ – „Ja“ – „Hast du auch einen Bass?“ – „Ja“ – „Na dann, hol ihn schnell mal her!“ Ich glaube den letzten Satz hörte er nicht mehr vollständig, denn Mattze rannte wie ein Verrückter nach Hause um sein Instrument zu holen. Und, weil er wirklich Bass spielen konnte, war er ab sofort der neue YOGA Bassist. Der nächste Aussteiger war unser Keyboarder Frank Ullrich. Er wanderte in die alten Bundesländer aus. Für ihn kam kurzzeitig Lutz Wiegand als Keyboarder ins Geschäft. Eines Tages, wir (Mario, Mattze und ich) übten in unserem städtischen Probenraum (der sich übrigens witzigerweise im alten Stadtgefängnis befand) einige neue Songs. Da bekamen wir Besuch von unserem Sänger „Spange“. „Spange“ unterbreitete uns seinen Ausstieg auf kulante Weise. Er wollte eine Solokarriere beginnen und uns daher noch so lange unterstützen, bis wir einen neuen Sänger finden. Nur, das war zu Zeiten des Kalten Krieges schon fast - und zur wilden Wendezeit erst recht unmöglich. Allerdings hatten wir bei dieser Session Besuch. Mattze hatte seinen Kumpel Emma mitgebracht, der eigentlich Matthias heißt und gerade auf Armee - Kurzurlaub war. Ich wusste, dass der auch bei „Dirty Sounds“ gesungen hat und lud ihn ein, nachdem „Spange“ gegangen war, einige Songs zu singen. Er machte das eigentlich ganz gut, so dass wir gleich mit der Arbeit begannen. Das neue Programm sollte dann auch die Handschrift der beiden neuen - Mattze und Emma - tragen. Vor allem eine Menge Fun-Punk stand nun auf dem Set. Mit Coversongs der Toten Hosen, Ärzte, Goldene Zitronen, Slime, Dimple Minds und anderen Vertretern dieser Musikrichtung erspielten wir uns ab sofort eine neue und ständig wachsende Fangemeinde. All das passierte also im Wendeherbst 1989. Wir hatten soviel zu tun, dass wir die Grenzöffnung fast verpassten. Ich kann mich allerdings auf unsere ersten Besuche erinnern. Einmal fuhren wir mit Emma’s alten ‚Moskwitsch’ (ein russischer PKW) nach Osterode, Northeim und Göttingen um Auftritte für unsere kleines Quartett zu organisieren. Schließlich sollten endlich auch die alten Bundesländer von uns erfahren. Das erste „West“ Konzert fand dann auch kurze Zeit später im kirchlichen Gemeindesaal von Bad Sachsa (OHA) statt. Gemeinsam mit einigen westdeutschen Bands nahmen wir dort an einem kleinen Bandfestival statt. Und wir waren gut! So gut, dass wir seitdem und bis heute ständig durch diese Region tingeln (Hevensen, Herzberg, Förste, Pöhlde usw.). Die Gage: 300,- DM investierten wir sofort wieder in neues Musik – Equipment Etwa zur selben Zeit wie Emma stieg auch unser Lichttechniker Michael Stepputat in die Band ein, da auch hier kurz vorher ein Ausstieg zu verzeichnen war. Im Frühjahr 1990 wurde aus dem YOGA - Quartett ein Quintett, als unser neuer Bassist Heiko Meißner den Probenraum und später auch die bedeutungsvollen Bretter der Welt betrat. So ging es weiter. Drummer Mario begann eine Lehre als Koch und es kam ein neuer Schlagzeuger. ‚Iron Maiden’ Fan Thomas Wattrodt aus Nordhausen. Durch seinen Vater musikalisch stark vorbelastet und schon mit einigen Banderfahrungen gab er uns den nötigen Schub um eine der beliebtesten und best gebuchtesten Bands in Nordthüringen zu werden. Wir tingelten mit unserer Funpunkshow durch die ganze Republik und hatten zu dieser Zeit auch schon eine ganze Menge eigene Songs im Gepäck. 1992 stieß, als sechstes Bandmitglied, Heiko’s Kumpel Olsen zu uns. Wir erweiterten unser Liveprogramm um diverse Rockklassiker und um neue eigene Songs. Irgendwann hatten wir genug eigenes Material in deutsch und englisch, dass wir beschlossen eine MC (Musikkassette) aufzunehmen. Wir borgten uns einen sechspurigen Recorder und schlossen uns eine Woche im Probenraum ein. Die Aufnahmen zu „Time can be so cruel“ begannen am Montag, den 20. September 1993. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich zur selben Zeit im Nordhäuser Krankenhaus mithalf, meine Tochter zur Welt zu bringen und daher den ersten Aufnahmetag verpasste. Aber gegen so ein Event ist eine Studioaufnahme natürlich völlig belanglos. Die erste selbstproduzierte Kassette war der Renner. Die YOGA Fans waren verrückt danach und wir sehr stolz drauf. Vor allem das aufwendige Cover, mit vielen Bildern, Zeichnungen und dem Titelbild mit der ‚verlaufenen’ Uhr (von Olsen’s Bruder Rüdiger gezeichnet), kam super an. Wir hatten viele gute Auftritte in dieser Zeit. Teilweise 60 Konzerte pro Jahr und das alles nebenberuflich. Dass war dann doch etwas zu stressig. Thomas, unser Drummer, stieg aus und wir suchten uns wieder mal einen neuen Mann. Wie schon bei Thomas erhielten wir den entscheidenden Hinweis von meinem ehemaligen Gitarrenlehrer (staatl. Musikschule Nordhausen) Matthias Wilhelm. Er gab mir damals den Tipp mit Thomas und nun empfahl er uns Sven Erhardt aus Mackenrode (NDH). Wir besuchten Sven. Er trommelte uns was vor und wir nahmen ihn auf. Auch wenn er zu dieser Zeit noch ein wenig zu jung war und seine Abiturprüfungen vor der Tür standen. Sein Traum, Schlagzeuger zu werden, war ihm auf jedem Fall wichtiger als alles andere. Er übte sehr fleißig und wir konnten ihn schon bald mit auf Tour nehmen. Und sein Abi hat er auch geschafft. Noch bevor Thomas ausstieg produzierten wir gemeinsam mit ihm die erste YOGA CD „Time is so cruel“. Die darauf enthaltenen Titel „Time can be so cruel“ und „Someone“ waren nun „radiotauglich“ und kamen beide jeweils für mehrere Wochen auf den ersten Platz in den „Landeswelle Thüringen“ Höhrercharts. Großartig. Wir waren Happy! Unsere Auftritte führten uns nun von einer Radioparty zur anderen. Das war `ne geile Zeit. Diesen Erfolg konnte nichts mehr toppen! Oder doch? Eines Tages erhielt ich einen Anruf von einem befreundeten Veranstalter aus Nordhausen. Der meinte, das Theater Nordhausen sucht eine Band für ein Musical und wir sollen ein Tape an den Intendanten schicken. Habe ich gleich gemacht. Und für Wochen nichts mehr von denen gehört. Erst durch meinen Anruf beim damaligen Intendanten Christoph Nix kam Licht ins Dunkel. Er war völlig überrascht, dass sich Herr Dr. Dehm noch nicht bei uns gemeldet hat. Ich soll ihn mal anrufen. Das habe ich auch gleich gemacht und ein Treffen an der A4 Raststätte Herleshausen vereinbart. Dort trafen wir uns dann tatsächlich und hörten seine Democassette in miserabeler Tonqualität. Am Ende fragte er mich, ob wir uns das zutrauen. Was sollte ich denn da sagen? Ja, selbstverständlich! Es handelte sich hier schließlich um ein Musical mit Klaus Lage in der Hauptrolle! Da mussten wir dabei sein! Eine folgenschwere Entscheidung, wie sich kurz danach herausstellte, denn Dr. Diether Dehm war nicht nur der Autor des Musicals „STARS“ sondern ein sehr berühmter Produzent, Komponist, Texter, Promoter usw. Er schrieb fast alle Hits von Klaus Lage (Einschl. 1000 mal berührt), war Manager von Katharina Witt, schrieb für Joe Cocker und Curtis Stigers Welterfolge und kannte sich in der Musiklandschaft Deutschland bestens aus. Alles was wir machen mussten, war diesen Mann irgendwie zu beeindrucken. Das gelang uns in erster Linie durch unsere Musik und natürlich Emma’s großartige Stimme. Diether sagte einmal während einer Probe, er hätte selten einen Sänger so gut deutsch singen hören. Die Proben und die Zusammenarbeit mit Klaus Lage sowie dem gesamten Nordhäuser Theaterensemble waren großartig. Wir hatten eine tolle Zeit und über 30 ausverkaufte Vorstellungen. Dann kam, was kommen musste. Diether bot an, nach dem Musical etwas gemeinsam mit uns zu produzieren. Diether fragte uns, ob wir was zusammen machen wollen und hatte natürlich auch gleich einige Songs parat. Seiner Meinung nach sollten wir ab sofort nur noch deutsche Texte singen, Da deutsch die Zukunft ist. Außerdem hat ihm Emma’s Ausdruck bei deutschen Texten bereits während der Musicalaufnahmen sehr gefallen. Wir waren von Diethers Angebot begeistert und schnell begannen wir mit den Aufnahmen zum Album „EMMA - männlich“. 2 Lieder daraus wurden übrigens in Los Angeles produziert. Diether lud Emma und Mattze ins Studio seines Freundes Harald Kloser ein. Der ist in LA ein bekannter Produzent und hatte extra für die Aufnahmen zu „Geweint beim geh’n“ und „Frage noch zu früh“ einige bekannte Studiomusiker (z.B. Michael Landau) gecastet. Noch während der Plattenaufnahmen bekamen wir erneut ein Super Engagement am Nordhäuser Theater. Unter der Leitung des Berliner Regisseurs Frank Bolt spielten wir „In 80 Tagen um die Welt“. Eine tolle Produktion, mit weit über 30 ausverkauften Vorstellungen und mit Livemusik von uns. Und natürlich traten wir schon unter unserem neuen Bandnamen EMMA auf. Das Verhältnis zum Schauspielensemble war sehr freundschaftlich und zu einigen haben wir heute noch Kontakt. Die schrillen Kostüme wurden damals von Michaela Barth (www.michaela-barth.de) erfunden. Sie schneiderte auch die Klamotten für die EMMA Show und ging sogar mit uns auf Tour. Aus Spaß und um sicher zu stellen, dass wir immer gut gestyled vor die Kameras oder unsere Fans traten. Da unser Album bei der BMG-Ariola erschien, öffneten sich natürlich auch einige Türen zu diversen Medienstationen. Wir traten in TV Shows (MDR „Riverboat“, NDR „Talkshow“ u.a.) oder auf Radiopartys auf. Emma war zu Gast in Verona Feldbusch’s Sendung „Peep“. Ein viel diskutierter Auftritt, der von unglaublich vielen Menschen gesehen wurde. Auf unserer „männlich“ Tour präsentierten wir eine, zugegebenermaßen schon ein bisschen, extravagante und provozierende Live-Show. Neben den bereits erwähnten maßgeschneiderten Klamotten (Emma im Tigermantel usw.) ließen wir uns von einer befreundeten „Dame“ einige Telefonsex-Anmachen aufnehmen, die wir dann in der Show verarbeiteten. Mattze telefonierte ständig mit der „Dame“ und Emma strafte ihn dafür öffentlich ab. Die Tour führte uns in fast alle deutschen Städte und war recht erfolgreich. Allmählich stellte sich heraus dass wir die Show nicht unendlich lange spielen konnten. Um aber weiterhin live präsent zu sein, mussten wir mal kurz in unsere Trickkiste greifen. Wir kombinierten unsere eigenen Songs mit YOGA Klassikern und weltbekannten Coverhits. Diese Mischung kommt bis heute prima an und mittlerweile sind so viele neue EMMA Songs dazugekommen, dass wir locker ein neues Album füllen könnten. Fortsetzung folgt ... |
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